Shakhtar Donezk – Eintracht Frankfurt || 14. Februar 2019, Metalist-Stadion

Ein Potpourri an Erlebnissen

Endlich wieder Europapokal!!! Nach knapp zwei Monaten Pause stand das erste Europapokal Spiel im Jahr 2019 an. Das Ziel: Kiev/Charkiw. Bei der Auslosung am 17.12 im vergangenen Jahr zunächst große Ernüchterung: Donezk als Champions League Teilnehmer, was für ein Lospech und dann auch noch ins Kriegsgebiet. Dazu kam die Ungewissheit: Wo wird gespielt? Dürfen wir nach den Vorfällen in Rom überhaupt auswärts fahren?

Nichtsdestotrotz hat ein Teil von uns direkt am Tag der Auslosung den Trip in die Ukraine gebucht. Und am 10. Januar die große Erleichterung: Wir dürfen sogar fliegen!!

So haben 7 EFC-ler auf verschiedensten Routen am Mittwoch ihren Weg in die Ukraine gefunden – teilweise gesundheitlich stark angeschlagen. Angekommen am Flughafen wurde erstmal Geld gewechselt. 100-150 € in ukrainischer Währung (Name unaussprechbar, deswegen vereinfacht: „Geld bzw. Geldeinheiten“) sollten für vier Tage reichen. Ein großes Bier (0,5 L) – 60 – 80 Geld, eine Schachtel Zigaretten – umgerechnet 1,50 €, da ließ es sich gut leben.

Für den Großteil der Gruppe ging es zuerst für eine Nacht nach Kiev. Gemütlich angekommen, hieß es zunächst an die Temperaturen gewöhnen, Proviant für die Zugfahrt kaufen – vor allem natürlich Flüssignahrung. Erschöpft vom langen Tag ging es nach dem gemeinsamen Abendessen zeitig ins Bett, schließlich mussten wir am nächsten Tag topfit sein.

Am Donnerstag ging es dann am frühen Morgen in den Zug in Richtung Ostukraine. 1. Klasse – 17 €, viel Platz, funktionierendes WLAN, pünktlich. In diesem Sinne: Grüße an die Deutsche Bahn, schneidet euch mal ne Scheibe davon ab!

Angekommen in Charkiw ging es für alle erstmal ins Hotel. Frisch machen, ein kurzer Power Nap – es sollte ein langer Tag werden. Dann ging es für uns in Richtung Treffpunkt. Die ukrainische Kälte zeigte sich von ihrer unangenehmen Seite, sodass wir uns bis zum Start des Fanmarschs in einer Bar bei Bier mit eher mäßigem Geschmack aufwärmten.

Um 19 Uhr ging der Marsch in Richtung Metalist Stadion dann endlich los, begleitet von einigen Cops, die im Vergleich zu den Italienern einen deutlich entspannteren Eindruck machten. Das mag vielleicht daher rühren, dass die Ukrainer es nicht gewohnt sind, dass ein Auswärtsteam mit 3000 Fans dort aufschlägt. Aber sind wir mal ehrlich: das führt doch zu einer deeskalierenden Stimmung, vergleicht man es mit den Italienern, die einem mit gezogenem Schlagstock gegenüberstehen! Der Fanmarsch verlief ohne größere Zwischenfälle, bis auf eine kleine Gruppe, die motiviert auf der Suche nach „ukrainischen Freunden“ in eine Seitenstraße abgebogen ist. Am Stadion angekommen wurden wir von Leuchtraketen empfangen, die in unsere Richtung flogen – Welcome to Ukraine!

Zum Spiel lässt sich Folgendes sagen: Die hervorragende Stimmung im Block über 90 Minuten ließ uns während des Spiels die unangenehme Kälte vergessen. 3000 Frankfurter sahen die wohl verrücktesten ersten 10 Minuten seit langer Zeit. Fahnenmeer, Megafone im Block, die eigentlich gegen ukrainisches Recht verstoßen. Einmal mehr haben es die UF und Co geschafft zu demonstrieren, dass die Fans von Eintracht Frankfurt international eine Macht sind. Und das Wichtigste: Es blieb komplett friedlich: keine Bengalos, keine Böller etc. – ein rundum gelungener Support.

Die Blocksperre von 30 Minuten nach Abpfiff zog sich wie Kaugummi und zeigte uns wie unangenehm kalt es tatsächlich ist. Nach Blocksperre ging die Situation chaotisch weiter. Die Metro fuhr zu später Stunde nicht mehr, Taxen waren weit und breit nicht zu sehen und so griffen wir auf unser Standard Fortbewegungsmittel – Uber – zurück. Lasst euch sagen: Uber in der Ukraine ist keine bloße Fortbewegung von A nach B, es ist ein Erlebnis. Asbach uralte Karren, Fahrer die einen nicht verstehen, ein Plattfuß während der Fahrt, aber dafür eben spottgünstig.

Wieder im Hotel angekommen hieß es erstmal aufwärmen. Nicht nur von außen, sondern auch von innen. Und so wurde sich noch der eine oder andere Drink an der Hotelbar genehmigt. Als diese um 2 Uhr geschlossen hat, mussten wir auf den örtlichen 24 h Supermarkt ausweichen. Um 4 Uhr und etlichen weiteren Drinks stellten wir fest, dass wir nun 21 Stunden konstant am Glas und an der Dose waren – Zeit für eine kurze Regeneration.

Am Freitag ging es gegen Mittag mit dem Zug zurück nach Kiev. Auch auf dieser Fahrt durfte das eine oder andere Kaltgetränk nicht fehlen, sodass wir mit einem guten und angenehmen Pegel am Hauptbahnhof Kiev aus dem Zug stiegen. Am Abend ließen wir es uns in einem schicken Restaurant in der Mitte des Shevshenko Parks bei angenehmer Atmosphäre mit ukrainischer Musik gut gehen. Heute auf der Speisekarte: Ukrainische Landesküche.

Nach dem Abendessen ging es zurück in unser Hotel, das – wie wir zuvor glücklicherweise in Erfahrung gebracht hatten – über eine 24 h Bar verfügte. Dieser kleine Zusatz „24 h“ sollte dem einen oder anderen später noch zum Verhängnis werden. In einer gemütlichen Runde mit Bier und Cocktails musste auch eine Flasche Wolfenbüttler aka Jägermeister dran glauben. Langsam aber sicher dezimierte sich die Gruppe immer weiter – sei es aufgrund der Müdigkeit oder des steigenden Blutalkoholwerts. Drei tapfere Schnapsnasen blieben jedoch standhaft. Der eine oder andere Bremser wurde noch verdrückt, danach ging es auch für die letzten drei Verbliebenen in Richtung Bett. Aber das soll es nicht gewesen sein. Der Vorstand dachte sich frisch geduscht: Davai Davai – und so wurde die 24 h Hotelbar weiter bis in die Morgenstunden Ausgenutzt. Um 6.30 Uhr wurde das Frühstück serviert. Ob wir nun zum Suff gefrühstückt haben oder zum Frühstück gesoffen haben, kann jeder für sich entscheiden. Auf jeden Fall war es eine legendäre Nacht.

Trotz Vollsuff sorgte der Vorstand dafür, dass am Morgen alle ihren Flug erreichten. Erst als alle Schäfchen sicher waren, gingen auch die letzten beiden gegen 9 Uhr am Morgen ins Bett. Nach vier Stunden Schlaf ging es dann auch schon wieder weiter, schließlich wollten wir was von unserem Tag haben und Kiev auch mal bei Tageslicht sehen. So ging es auf eine kleine Sightseeing-Tour, bei der wir größtenteils zu Fuß die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt abarbeiteten. Am Abend dann ein letztes gemeinsames Abendessen und gemütliches Beisammensein, bevor es dann am Sonntag auch für die letzten zurück in die Heimat ging.

Ich sag es euch: Eine solche Tour ist zwar schön, aber auch wahnsinnig anstrengend und lässt einen zugleich einige Jahre altern. Für einen Teil ging es am Sonntag direkt zum Heimspiel gegen Gladbach, Chapeau dafür.

Am Donnerstag geht es weiter im internationalen Geschäft. Ob das Ergebnis (2:2) nun ein gutes oder schlechtes Omen ist – man erinnere sich an Porto vor einigen Jahren (Hinspiel 2:2, Rückspiel in Frankfurt 3:3 – Ausgeschieden) – soll mal dahin gestellt bleiben.

In diesem Sinne:

Davai Davai Hou!

Eintracht Frankfurt International!

P.S.: Merkt euch eins: Im Paradies, da ziehts!

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